Selbstliebe
Ich mag mich, ich mag mich nicht
Bin ich eine gute Freundin?
FreundIn oder FeindIn?
Kurz darauf hörte ich einen sehr interessanten TED-Talk von Guy Winch zum Thema „How to practice emotional hygiene“ (den ich an dieser Stelle absolut empfehlen kann). Er beschrieb eine Szene, in der eine Frau bei ihrem Date versetzt wird. Als sie ihre Freundin anruft, reagiert diese mit abwertenden Sätzen wie „Kein Wunder, bei deinen breiten Hüften“ oder„Warum sollte so ein attraktiver und erfolgreicher Mann auch mit so einer Verliererin wie dir ausgehen wollen?“. Als ich das hörte, war ich entsetzt, wie konnte sie nur so mit ihrer Freundin reden? Noch dazu, nachdem diese ohnehin gerade besonders gekränkt worden war. „Und so jemand nennt sich Freundin“, dachte ich nur aufgebracht. Dann aber sprach Guy Winch den entscheidenden Unterschied an. Denn er fragte, ob wir ebenso erbost wären, wenn wir wüssten, dass nicht eine Freundin, sondern die Frau selbst all diese gemeinen Dinge zu sich gesagt hätte. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wir sprechen oftmals so boshaft und abwertend mit uns selbst, verurteilen uns für die kleinsten Fehler und machen uns selbst permanent runter. Würden wir so mit unseren FreundInnen umgehen, wäre das schlicht inakzeptabel. Warum ist es dann aber in Ordnung für uns, wenn wir uns selbst so schlecht behandeln?
You’ve got a friend in me
Und genau da erkannte ich einen Ansatz, dem ich versuchen konnte, zu folgen. Die meisten Tipps, Selbstliebe betreffend, waren für mich gefühlt zu weit weg von meiner Realität. Mir jeden Tag selbst zu sagen, wie toll ich mich finde, half mir meist nicht, weil ich davon innerlich kein bisschen überzeugt war. Aber jetzt hatte ich einen Anhaltspunkt, auf dem ich aufbauen konnte. Denn ich wusste, dass ich eine gute Freundin war, warum sollte ich dann nicht einfach versuchen, genauso mit mir selbst umzugehen, wie ich es mit meinen FreundInnen tat? Wenn ich wieder drauf und dran bin, mich selbst klein zumachen, dann versuche ich mir die Frage zu stellen, ob ich so auch mit meiner besten Freundin reden würde. Als Konsequenz versuche ich dann, mir selbst zumindest ansatzweise das gleiche Verständnis entgegenzubringen, wie meinen FreundInnen. Das gelingt mir natürlich nicht immer. Aber immer öfter. Und es verdeutlicht mir, dass es keineswegs in Ordnung ist, so abwertend mit sich selbst umzugehen. Für mich selbst ist es daher auch der fühlbarste Weg, Selbstliebe zu erlernen. Damit ich mir eines Tages selbst auch eine gute Freundin sein kann.