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Achtsam im Arbeitsalltag

von | 18 Jul 2018 | ACHTSAMKEIT

In der modernen Arbeitswelt ist das Thema Achtsamkeit in vieler Munde. Aber was ist das eigentlich genau? Welche Dimensionen innovativer Führungskultur stecken dahinter? Warum wird Achtsamkeit so oft missverstanden? Und was kann man mit ihr wirklich erreichen?

Das Thema Achtsamkeit bedarf in Unternehmen einer starken Unterstützung durch das Topmanagement, weshalb ich in meiner Arbeit am liebsten genau dort ansetze. Die Entscheider sind gefragt, welchen Weg der Unternehmenskultur sie gehen möchten – welche Aufmerksamkeit und welches Interesse sie sich selbst und ihren Mitarbeitern entgegenbringen. Es ist bekannt, dass Achtsamkeit eine wachsende Zahl von Mitarbeitern und Führungskräften darin unterstützt, im Alltag präsenter, ausgeglichener und damit leistungsfähiger zu sein. Das wiederum trägt zu einer gesunden Unternehmenskultur bei.

Was bewirkt Achtsamkeit?

Wer achtsam lebt, stellt fest, dass sein Empfinden von Glück und seine Lebensfreude nicht von äußeren Bedingungen abhängig ist. Er entwickelt einen klaren, stabilen Geist, der es ihm erlaubt, auch in schwierigen Lebenszeiten und Situationen mit der Kraft seiner inneren Ressourcen verbunden zu sein. Das hat im Einzelnen verschiedene positive Auswirkungen:

  • Wer achtsam ist, verfügt über ein klareres Verständnis seiner selbst und im Blick auf das eigene Leben,
  • kann selbstgesteckte Grenzen erweitern,
  • beruhigt und stabilisiert den Geist, das bedeutet, wir werden nicht mehr von Gedankenströmen „aufgefressen“.
  • Wer sich in Achtsamkeit übt, fühlt sich psychisch-emotionalen Belastungen, Stress-Situationen und widrigen Lebensumständen besser gewachsen,
  • ist geduldiger mit sich selbst und kann sich besser akzeptieren,
  • ist weniger ängstlich und seltener deprimiert.
  • Achtsamkeit hilft dabei, eine eigene Impulskontrolle zu entwickeln,
  • negative Emotionen in sinnvolle Kanäle zu lenken und
  • selbstbestimmter und selbstbewusster zu handeln.

Keine Einschläferungskur, sondern Besinnung zum Sinn

Das Training zu innerer Ruhe mittels Meditation und Zuhilfenahme von Konzentrationstrainings stärkt unsere Sinne und lässt uns achtsam werden. Trainiert werden das Fühlen und die daraus resultierende Bewusstseinserweiterung. Das trägt größtmögliches Potenzial zur Bewältigung von Stress und dient der Burnout-Prophylaxe. Durch diese Selbstregulation zur Erweiterung und zu Prüfung der inneren Überzeugungen und Handlungsmuster ergeben sich neue Wege für eine moderne Führungskultur. Also keine Einschläferungskultur, sondern ein Weg mittels Besinnung zum Sinn.

Konzentration

Die gute Nachricht: Meditieren kann jeder. Meditation ist weder weltabgewandt noch elitär. Sie funktioniert im Stehen, Liegen oder Sitzen und ist mehr als Entspannung.

Seit Jon Kabat-Zinn (Jon Kabat-Zinn: „Gesund durch Meditation. Das große Buch der Selbstheilung mit MBSR“) wissen wir, dass erst durch die regelmäßige Schulung der Wahrnehmung Entspannung entsteht. Es gilt alles wahrzunehmen, was ist – eben alles: Unruhe, Aufregung, Verspannung, Angst, Ruhe. Und dies nicht ändern zu wollen, sondern zu fühlen.

Viele Wege zum Zustand des Gegenwärtigen

Es gibt dafür nicht die eine wahre Technik. Atemübungen, Schweigetage, Körperübungen, Seelenreisen – definitiv entfalten all diese Methoden nach ein paar Wochen eine heilende Wirkung. Nachweislich bei Angsterkrankungen, Essstörungen, Depressionen und Suchterkrankungen. Und natürlich stützen Sie das seelische Wohlbefinden. Geduld und Durchhaltevermögen sind die Voraussetzung, um in den Zustand des Gegenwärtigen zu kommen. Der gegenwärtige Augenblick, das Jetzt, in dem wir leben, und nicht die Zukunft oder die Vergangenheit bestimmen unser Sein und unseren Weg zu einem zufriedenen Leben.

In der Dimension Leadership und Organisationsentwicklung ist ein individuelles Programm mit praktischen Übungen zur Selbstwahrnehmung, Motivation, Empathie und praktischen Kommunikationsanleitungen ein erfolgreiches Tool, um mit belastenden Situationen besser umgehen zu lernen. Es hilft, Unsicherheit und Zeitdruck abzubauen und Problemlösungen zu entwickeln sowie die eigene Leistung und die der Mitarbeiter zu verbessern.

Erfahrungen aus dem Unternehmensalltag zeigen, dass ein erfolgreich etabliertes Achtsamkeitsprogramm nachhaltige Wirkung zur Bewältigung von Stress zeigt. Wichtige Voraussetzung für Teilnehmende aus Unternehmen sind:

  • businesstaugliche Übungen,
  • Anpassung an den Unternehmenskontext,
  • freiwillige Teilnahme,
  • ein Trainer aus dem Achtsamkeitsbereich, der Achtsamkeit selbstwirksam praktiziert,
  • Aufwertung von Achtsamkeit von den Führungskräften.

Was bleibt ist, dass Führungskräfte erkennen, dass für diese Veränderung viel Fingerspitzengefühl zur Einführung bei ihren Mitarbeitern notwendig ist, bis der Gewinn und Nutzen für Unternehmen zur gesunden Führung durchgreifende Wirkung zeigt. Es bedarf dazu ein hohes Maß an Unterstützung durch Routineübungen.

Übungen für den Alltag

Viele Übungen lassen sich in den Alltag gut einbauen, einige brauchen etwas Vorarbeit und vor allem die Bereitschaft, sich darauf einzulassen. Wichtig sind die freiwillige Teilnahme an den Übungen und überzeugende Argumente, seinen Mitarbeitern die Vorteile nahe zu bringen. Hier ein Überblick über unterschiedliche Möglichkeiten, die sich anpassen lassen an die zeitlichen Kapazitäten jedes Einzelnen:

Der Bodyscan: von der Weisheit des Körpers zur Weisheit der Welt

Der Bodyscan ist persönlicher Favorit an dieser Stelle:

 

Er ist mehr als eine schlichte Übung zur Verbesserung von Körperwahrnehmung und Konzentration. Wer sich tief auf ihn einlässt, kann fundamentale Erkenntnisse über die eigene Gesundheit und den eigenen Zustand erlangen.

Beim Body Scan geht es darum, völlig wertfrei den Status quo des gegenwärtigen Moments im Körper festzustellen. Eine scheinbar einfache Übung, die zu überraschend tiefen Einsichten führen kann, die um so intensiver sind, je tiefer man sich auf den Bodyscan einlässt.

Schweigen und eine Rosine kauen

Das ist nicht die leichteste Übung, aber sie ist effektiv: Schweigen Sie den ganzen Tag. Das ist ein gutes Training: Alle Gedanken werden gleich gültig, man wird freier im Denken – konzentrierter. Gut geeignet für den Anfang ist auch die Mutter aller Achtsamkeitsübungen: den ganzen Tag auf einer Rosine kauen, ohne sie runterzuschlucken. Das klingt erst einmal merkwürdig, schult die Sinne und den Fokus aber enorm.

Morgenübung im Bett

Morgens die ersten Minuten nach dem Aufwachen noch einige Minuten mit offenen Augen liegenbleiben. Sich des Wachseins bewusstwerden; in die Atmung und in den Körper hineinspüren und sich darauf zu besinnen, den Erfahrungen des Tages mit Achtsamkeit zu begegnen. Alternativ oder zusätzlich: Einen Moment lang aufrecht auf der Bettkannte sitzenbleiben und die Körperempfindungen und aufsteigenden Gedanken Emotionen/Stimmungen wahrnehmen.

Laufen

Auch beim Laufen konzentriert man sich auf die Haltung und auf den Atem. Der Atem fließt, das innere Tempo muss gefunden werden. Ziel ist, den Kopf frei zu bekommen.

Achtsamkeit bei gewöhnlichen Verrichtungen des Alltags

Die Achtsamkeit bei jeder gewöhnlichen Verrichtung des Alltags genießen: Duschen, Zähneputzen, Geschirrspülen, Haare waschen, Anziehen, Autofahren, E-Mails-Schreiben, Gehen, Aufstehen, Hinsetzen, Türenöffnen und –schließen, Essenkochen oder auch bei der Gartenarbeit. Wer bei der Tätigkeit bleibt und gedanklich nicht schon zum nächsten Tagesordnungspunkt wandert profitiert von noch so gewöhnlichen Tätigkeiten.

Erfahrungen innerlich „dokumentieren“

„Innerliche Notizen“ machen: Was denke, fühle, empfinde ich in diesem Moment? Darauf achten, wo Dinge bewertet werden und in welcher Weise das getan wird. Versuchen Sie in einem zweiten Schritt, sich von dieser Bewertung zu lösen.

Innehalten

Zwischendurch im Alltag immer wieder einmal innehalten und den gegenwärtigen Moment bewusst wahrnehmen. Die Erfahrung im gegenwärtigen Moment in innerliche Worte fassen.

3-Minuten-Achtsamkeit

Drei Mal am Tag eine Minute achtsam sein. Später jeweils drei Minuten am Vor- und am Nachmittag ganz bewusst und achtsam wahrnehmen.

„Glocken der Achtsamkeit“ nutzen

Die Geräusche des Alltags lassen sich gut als Glocke der Achtsamkeit nutzen, zum Beispiel Telefonklingeln, Kirchenglocken, Sirenen, Autohupen. Immer, wenn das selbst gewählte Geräusch ertönt, einen Moment innehalten und in Achtsamkeit verweilen.

Atem als Anker nutzen

Im Laufe des Tages immer wieder einmal mit dem Atem verbinden und seine Qualität erspüren.

Körper als Anker nutzen

Und immer wieder einmal in den Körper hineinspüren. Zeigen sich Verspannungen? Ist das Körpergefühl eher geprägt von Wohlsein oder Unwohlsein, von Wärme oder Kälte? Jeden Wechsel der Körperhaltung, jede körperliche Bewegung wahrnehmen und wenn möglich, hier und dort ein kleines Yoga-Stretching einfügen.

Essen und Trinken als Übungsfeld

Wie mit der Rosine Essen und Trinken in voller Achtsamkeit durchführen. Am Anfang ist man mit dieser Übung schnell überfordert. Deshalb kann man sie in kleine Schritte unterteilen. Zum Beispiel einen Müsliriegel oder einen Apfel achtsam essen. Wenn auch das zu komplex ist, nur den ersten Bissen jeder Mahlzeit achtsam genießen.

Warten als Übung

Wartesituationen nutzen, um die Aufmerksamkeit auf die Atmung zu lenken. Dafür eignen sich viele Situationen: rote Ampeln, die Supermarktkasse, Arzt- oder Behördenbesuche und da Warten auf das Essen im Restaurant.

Reflexion vor dem Einschlafen

Abends vor dem Einschlafen noch einmal reflektieren, wo es tagsüber gelungen ist, achtsam zu sein. An welcher Stelle wäre noch mehr Achtsamkeit möglich? In welchen Momenten war man zufrieden mit sich selbst? Was wurde in diesen Momenten gedacht und gefühlt?

Anke Nennstiel

Anke Nennstiel

Mein Plog und Podcast ist ein Herzensprojekt von mir. Und wie Sie sich sicher denken können, gab es in meinem Leben mindestens einen großen Wendepunkt. Er hat mich nach 20 Jahren Managementerfahrung bei RTL-Television letztendlich hierhin geführt. Ihm verdanke ich das wunderbare Leben, dass ich heute führe. Ich unterstütze Menschen leidenschaftlich gerne dabei, ihre eigenen Wendepunkte – ob freiwillige oder unfreiwillige – für sich zu nutzen.

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