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Proaktiv kommunizieren im Zeitalter von Smartphone & Co.

von | 28 Sep 2018 | ACHTSAMKEIT, BURNOUT, GESUNDHEIT, KOMMUNIKATION

Haben wir früher stundenlang über ein Thema oder einen Fakt diskutiert und versucht, unser Gegenüber zu überzeugen, wird heute schnell das Smartphone gezückt und die Suchmaschine angeschmissen. Die persönliche Kommunikation hat sich verändert und weitere Kommunikationsformen sind dazu gekommen. Schon einige haben den Einfluss ihres Handys im Selbstversuch getestet. Im Selbstversuch haben sie, gut vorbereitet, einen Tag, eine Woche oder einen ganzen Urlaub ohne Smartphone und Co. verbracht. Bei mir war das eher Zufall und ich war wirklich überrascht, da ich mich berufsbedingt ja bereits stark mit dem Thema Achtsamkeit beschäftige. 

Digital Detox wider Willen

In Gedanken versunken, habe ich mein Handy im Büro vergessen, um einen wichtigen mehrstündigen Geschäftstermin wahrzunehmen. So war ich nicht erreichbar, wusste nicht, wer mir schreibt und konnte dementsprechend auch nicht zeitnah antworten. Ein Tag, der also ganz anders verlief, als ich dachte. Zugegeben, es machte mich nervös, nicht erreichbar zu sein. Aber dafür in Kauf nehmen, zwei Stunden zurückzufahren? Eher nicht! So wurde aus einer Schusseligkeit mein Selbstexperiment mit wichtigen Erkenntnissen, die ich hier teilen möchte.

Die theoretischen Grundlagen waren mir vertraut, aber sind mir erst durch die Erfahrung am eigenen Leib bewusst geworden:

Egal, ob schnell noch eine Nachricht zu verschicken, ein Foto zu posten, die Nachrichten zu lesen, zu surfen oder was auch immer. Menschen nutzen es – immer und überall. Das bedeutet natürlich auch, dass wir viel Zeit mit Smartphones verbringen. Diese Entwicklung ist durchaus mit Sorge zu betrachten, denn der ständige Blick auf das Smartphone senkt die Produktivität, die Konzentrationsfähigkeit und verursacht Stress. Auch Symptome des klassischen Suchtverhaltens lassen sich beobachten.

Auch unsere Arbeitsplätze werden zunehmend digitalisiert. Die Einführung neuer Technologien und die stärkere Vernetzung sollte uns eigentlich entlasten und uns größeren Freiraum für kreative Prozesse lassen. Leider tut sie das nicht, sondern verschlimmert laut Umfragen die Arbeitsbelastung noch.

Kommunikation im Wandel

Was tun, um die negativen Auswirkungen moderner Technik und Kommunikationsmittel zu minimieren und die Vorteile zu stärken? Bei unseren französischen Nachbarn gilt ein erweitertes Verbot von Handys in Schulen. Es verbietet grundsätzlich, Mobiltelefone in allen Vor- und Grundschulen sowie in der Sekundarstufe I zu benutzen. Es betrifft Kinder und Schüler im Alter von drei bis 15 Jahren. Auch in Bayern und deutschlandweit wird das Thema ja gerade heiß diskutiert. Die Idee des Verbots ist, dass sich Schüler ohne Ablenkung durch Smartphones in der Schule besser konzentrieren können. Auch Mobbingfälle, in denen mit Handys auf dem Schulhof gefilmt wird, sollen damit ausgeschlossen werden.

Neu ist die Idee des Handyverbots nicht. Darum ist es mir, so wichtig, einmal einen achtsamen Gedanken auf unseren persönlichen Umgang mit dem Handy und unserer eigenen Kommunikation zu verwenden:

Und da hierarchische Verbote oder Gebote immer schlecht funktionieren, soll das hier kein Argument gegen oder für ein Handyverbot an Schulen sein und auch nicht im Detail, um den Zusammenhang von Sucht, Produktivität und soziale Missstände gehen. Ich möchte vielmehr überprüfen, in wieweit sich der übermäßige, ganz persönliche Online-Konsum auf unser Sozialverhalten und damit auf unsere Kommunikation auswirkt.

Kommunikation beginnt bei Ihnen selbst

Dafür sollten wir uns im ersten Schritt selbst kritisch überprüfen.

  1. Viele Menschen starren abends lieber auf den Bildschirm, statt sich zu unterhalten. Das Gleiche gilt fürs Fahren in der U-Bahn, selbst in Cafés nimmt man immer öfter eine lautlose Stimmung wahr. Hat man selbst kein Smartphone zur Hand, kann man eine befremdliche Stimmung zwischen den Menschen bemerken. Sind Sie voll bei Ihrem Gegenüber bei einem Treffen oder schielen Sie immer wieder auf Ihr Handy?
  2. Menschliche Beziehung bestehen aber nicht nur aus gesprochener Kommunikation. Berührungen und Wärme sorgen dafür, dass der Körper Bindungshormone wie Oxytocin ausschüttet. Das bedeutet, dass echte freundschaftliche und romantische Beziehungen dieses Grundbedürfnis in unserem Gehirn befrieden. Es zeigt, dass das natürlich nicht durch irgendeine Interaktion mit dem Smartphone ersetzt werden kann. Insbesondere bei Kummer helfen keine Emoticons, da ist die Sehnsucht „in den Arm genommen“ zu werden unersetzbar. Spielen in Ihren Zwischenmenschlichen Beziehungen Berührungen noch die gleiche Rolle wie früher?

Zurück zu mir. Nach 24 Stunden Pause von meinem Smartphone waren drei Nachrichten auf der Mailbox, die Kunden konnte ich entspannt zurückrufen. Etliche WhatsApps, die ich auch noch in vierzehn Tagen lesen hätte können und Mails, die ich während eines Termin sowieso nicht beachtet hätte. Meine Selbsterkenntnis: Ich konnte auch alles später erledigen. Und ganz ganz wichtig: Ich konnte mich nur auf mich konzentrieren, da ich durch nichts abgelenkt wurde. Mit dem Ergebnis, dass durch diese Konzentration der Weg der Tagesplanung ein anderer war: produktiver und entspannter.

Das ist auch der Grund, warum in meinen Workshops Handys nicht willkommen sind. Es gibt zwar immer gute Gründe, erreichbar zu sein, aber die positiven Aspekte immer wieder abzuschalten, überwiegen meiner Erfahrung nach immer. Auch um eine gesunde und vorbildliche Kommunikationskultur zu schaffen. Und einmal gänzlich zu „entstressen“. Psychische und körperliche Erkrankungen können sonst die Folge sein. Denn da wir uns da etwas unnatürliches unbewusst angeeignet haben, ist es um so wichtiger das wieder in natürlichen Einklang zu bringen. Und zwar bewusst!

Was können wir also aktiv tun, um unsere Energien in natürliche  Bahnen zu lenken?

  • Die Bereitschaft für digitale Pausen verinnerlichen.
  • Bewusst agieren.
  • Zurück auf Anfang: Tragen Sie eine Armbanduhr und nutzen Sie den normalen Wecker. Die Nutzung von klassischen Zeitgebern führt automatisch dazu, dass Sie Ihre Online Zeiten senken werden.
  • Schließen Sie Email-Postfächer und Smartphones während Sie einer komplexen Tätigkeit nachgehen. Dadurch kann sich überhaupt erst ein Flow-Zustand einstellen. Die Konzentration liegt so bei Ihnen.
  • Wenn Sie Freunde treffen, vereinbaren Sie Smartphone freie Zeiten, unterhalten Sie sich – ohne Ablenkung. Sie werden merken, wieviel intensiver die Gespräche werden.
  • Die Falle der ständigen Erreichbarkeit sollte zumindest am Abend durchbrochen werden. Schalten Sie die Geräte nach der Arbeit konsequent aus und spüren Sie, wie Sie sich dadurch entspannen.
  • Ständige digitale Unterbrechungen kosten Zeit! Daher ist es sinnvoller, sich eine persönliche umsetzbare Tagesplanung mit dem Handy zuzulegen, z.B. drei mal am Tag die Mails zu checken oder Nachrichtenportale nur morgens zu lesen.
  • Verzichten Sie wenn möglich auf Sprachnachrichten. Diese Art der Kommunikation dient nur dem Ziel, Informationen in meist Überlänge abzuladen. Feedback unerwünscht. Denn Sprachnachrichten können wir nicht widersprechen. Die natürliche dialogische Form der Kommunikation ist so außer Kraft gesetzt und spart tatsächlich auch nicht mehr Zeit. Die direkte bilaterale Kommunikation ist immer noch die effizienteste Art des Informationsaustausch und fördert zudem das Bewusstsein der Wichtigkeit.

Das alles wird sich positiv auf Ihre Gesprächskultur und Ihre Gelassenheit auswirken. Denn es ist sehr wichtig, den Augenblick wieder bewusst wahrzunehmen und uns nicht dauernd selbst abzulenken. Dadurch können wir aktiv unsere Kommunikationsfähigkeit trainieren und leisten ganz nebenbei einen förderlichen Beitrag für unsere Gesundheit.

Konzentration

„Gesundes Selbstmanagement für eine positive Kommunikationskultur“ – Das Seminar

nur noch zwei Plätze frei:

12. bis 13.Oktober 2018 in Köln, jeweils von 10.30-16.30 Uhr

 

 

Anke Nennstiel

Anke Nennstiel

Mein Plog und Podcast ist ein Herzensprojekt von mir. Und wie Sie sich sicher denken können, gab es in meinem Leben mindestens einen großen Wendepunkt. Er hat mich nach 20 Jahren Managementerfahrung bei RTL-Television letztendlich hierhin geführt. Ihm verdanke ich das wunderbare Leben, dass ich heute führe. Ich unterstütze Menschen leidenschaftlich gerne dabei, ihre eigenen Wendepunkte – ob freiwillige oder unfreiwillige – für sich zu nutzen.

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